Chiemgau Wiki
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Blick auf die Gemeinde Grabenstätt von Norden

Kurzinformation[]

Grabenstätt
Lkr. Traunstein, Bezirk Oberbayern
525 Meter über NN
4283 Einwohner
37,81 km² Fläche
Vorwahl 08661 PLZ 83355
Bürgermeister: Georg Schützinger (CSU)









Lage[]

Der Ort Grabenstätt ist vielen Radiohörern aus dem Verkehrsservice bekannt. Südlich der Autobahn 8 gelegen erstreckt sich die Gemeinde hin zum Chiemsee. Über eine schlechte Verkehrsanbindung kann sich Grabenstätt jedenfalls nicht beschweren - im Gegenteil. Seit 2007 führt eine neue Umgehung die stark befahrene Staatsstraße 2096 zwischen Grassau und Chieming an Grabenstätt vorbei und entlastet so die Straßen des Ortes. Geographisch gesehen liegt Grabenstätt zwischen dem Chiemsee und dem Chiemgauer Hinterland - auch "Buckelland" genannt. Besonders reizvoll ist diese Region östlich vom Hauptort der Gemeinde in Richtung Vachendorf.





Ortsbeschreibung[]

Abseits seiner Hauptstraßen ist Grabenstätt sehr reizvoll und gepflegt. Bis vor etwa 200 Jahren lag der Ort deutlich näher am Chiemsee, doch durch die Absenkung des Sees wurde nicht nur neues Land geschaffen, sondern auch die Gemeinde weiter ins Hinterland "verschoben" - weiterer anderer Grund hierfür ist die natürliche Verlandung des Chiemsees. Der Ort ist in seiner Geschichte mehrmals abgebrannt, zuletzt 1862.



Sehenswürdigkeiten[]

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Ansicht der Grabenstätter Pfarrkirche St. Maximilian von außen

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Innenausstattung der Pfarrkirche St. Maximilian

In Grabenstätt stehen gleich zwei sehenswerte Kirchen. Zum einen gibt es die katholische Pfarrkirche St. Maximilian, in der Ortsmitte und zum anderen die kleinere evangelische Kirche St. Johann, die etwas versteckt ebenfalls im Ortszentrum liegt.


Pfarrkirche St. Maximilian[]

Die Pfarrkirche, die dem heiligen Maximilian geweiht ist, wurde 1836 - 1847 erbaut. Ihr Baustil ist die Neoromanik. Nur der Chor und der Turm der Kirche sind im ihrem Kern um 1430 erhalten geblieben. Die Kirche wurde vom Traunsteiner Maler Max Fürst in den Jahren 1873-78 ausgemalt. Die Malereien stellen das Leben des Kirchenpatrons, des Heiligen Maximilian, dar. Der Architekt der Pfarrkirche war der Münchener Gottfried von Neureuther.

Evangelische Kirche St. Johann[]

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Blick ins Innere der Johanneskirche

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Christopherusfresko in St. Johann in Grabenstätt

Interessanter ist die heute von der evangelischen Gemeinde genutztes Kirche, die dem heiligen Johann geweiht wurde. Im Ursprung geht das heutige Gotteshaus auf eine Kirche aus dem Jahre 959 zurück. Der heutige Bau ist im frühen 15. Jahrhundert entstanden. An den Wänden des Langhauses sieht man die 1969-71 (die Entdeckung verdankt man einem Sommergast) freigelegten gotische Malereien. Besonders eindrucksvoll ist die überlebensgroße (fast 6 Meter messende) Christopherusdarstellung - eine Darstellung, die häufig im Chiemgau zu finden ist etwa auf dem Streichen oder in Ruhpolding-Zell. Weitere Ausmalungen der Kirche, die etwa 70 Jahre nach dem Christopherus-Fresko entstanden, stellen Bibelszenen, Stifterbilder und Heiligenlegenden (Strahlenkranzmadonna) dar, ebenfalls ist die Heilige Dreifaltigkeit zu erkennen. Bei den Stifterbildern soll das Bild des Hanns Auer von Winkl mit Frau und vier Kindern, die zusammen die Heilige Barbara, Katharina und die Landgrafen von Thüringen anbeten, dargestellt sein. Ein Teil der freigelegten Fresken sollen von dem Burghausener Meister Hieronimus Wulfinger stammen. Ansonsten ist das Gotteshaus mit neugotischen Altären ausgestattet. Am rechten Kirchenportal, durch das die Besucher normalerweise in die Kirche gelangen, ist ein römischer Grabstein eingemauert worden, ein Zeugnis für die römische Vergangenheit Grabenstätts. Er wurde im Jahre 1848 von dem Grabenstätter Pfarrer Matthias Miesgang wiederentdeckt. Die Inschrift des Römersteins sagt aus, dass der Auftraggeber den Stein zu seinen Lebzeiten für sich, die bereits verstorbene Ehefrau und seinen Sohn gesetzt habe ("Bellicus, des Secundus Sohn, hat zu Lebzeiten für sich und Paulina, seiner Gattin, gestorben mit 50 Jahren und Secundus, seinen Sohn (diesen Grabstein) gesetzt").

Schloss[]

Im klassizistisch erbauten Schloss residiert heute die Gemeindeverwaltung und das Haus des Gastes ist hier untergebracht. Der Bau mit dem Walmdach wurde nach dem Ortsbrand im Jahre 1836, auf den Mauern seines Vorgängerbaus, erbaut. Der alte Schlossbau, der 1862 abbrannte, wurde 1595 von Wilhelm Widerspach, der kurfürstlicher Fischereimeister und Richter zu Traunstein war, errichtet, hatte vier Ecktürme und wurde mit Wallgräben umgeben. Dieser Bau wurde 1682/83 erweitert und wechselte häufig den Besitzer (Graf von Rheinstein und Tattenbach, 1750; Max Josef von Mayrhofen, 1801; bürgerlicher Besitzer, ab 1836). Der heutige Bau war Besitz des Prinzen Leopold von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (1878-93) und der Nachkommen der Familie, der Grafen von Löwenstein-Scharfeneck. Ab 1924 gehörte das Anwesen zusammen mit dem nahen Tüttensee der freiherrlichen Familie von Wrede (Schloss Melschede, Westfalen).


Kultur und Freizeit[]

Museum Multerer[]

In Grabenstätt existiert das private Museum Multerer in der Traunsteiner Straße 1. Geöffnet ist das Römer-Museum samstags von 10 bis 11 Uhr. Im Museum kann der Besucher ist eine Kopie des ältesten in Bayern ganz erhaltenen Schriftstückes - eines Militärdiploms (Entlassungsurkunde für einen römischen Soldaten) von 64 nach Christi, das man im Weiler Geiselprechting bei Holzhausen fand. Ebenfalls ist im Museum eine Dokumentation über den schon zu römischer Zeit besiedelten Ortsteil Erlstätt zu sehen. Auskunft unter Tel. 08661-242.

Museum Biller[]

Im Privatmuseum Biller kann sich der Interessierte über Jagd- und Vogelkunde informieren. Informationen bei der Familie Biller unter Tel. 08661-388.


Geschichte[]

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Das klassizistische Schloss in Grabenstätt. Heute Sitz der Gemeindeverwaltung

Die Geschichte des Ortes geht bis in die Frühgeschichte zurück. Funde aus der Römerzeit hat man in Grabenstätt und Umgebung häufig gemacht. So entdeckte man etwa Reste einer Römerstraße im "Sossauer Graben" - ein Indiz dafür, dass die Römer auch eine Straße am Südufer des Chiemsees entlang geführt hatten. In den Urkunde findet man Grabenstätt das erste Mal im Jahr 959 erwähnt als "locus grabanstat". Es wird vermutet, dass der Ort schon sehr früh Edelsitz war. Den Sitz der Grafen "Chadalhoh", die urkundlich erwähnt werden soll bei dem heutigen Weiler Karlsperg (südlich von Grabenstätt) liegen, der ursprünglich wohl "Kadoltesberg" hieß. Ein Salzburger Bischof im 10. Jahrhundert soll aus der Gemeinde Grabenstätt gekommen sein. Dieser Bischof, ein gewisser Graf Odalbert, hatte zumindest in Grabenstätt sehr große Besitzungen. Das Geschlecht der Otokare, welchem auch Odalbert angehört haben soll, war sehr einflussreich in Grabenstätt und im ganzen Chiemgau. Das Geschlecht starb im 13. Jahrhundert aus und die Besitzungen wurden von den Herren von Mauer, den Griesenauern (1445) und denen von Widerspach (um 1560), die auch das Schloss erbauten, im Auftrag des Salzburger Fürsterzbistums, verwaltet. 1834 brannte der Ort mit den beiden Kirchen, dem Schloss und 20 Häusern nieder. Bei dem zweiten Ortsbrand im Jahr 1862 wurden 52 Häuser und 23 Nebengebäude zerstört.


Chronik[]

Am 01.01.1972 kam mit der Gebietsreform Teile der ehemaligen Gemeinde Holzhausen zu Grabenstätt.


Menschen[]

Der ehemalige Chefflugingenieur der Deutschen Lufthansa, Heinrich Albert (geb. 09.04.1924), wohnt in Grabenstätt.


Zitat von ...[]

... Heinrich Noe im Bayerischen Seenbuch, 1865 erschienen:

"Der Wanderer, welcher durch die schmutzigen Dörfer des Ostufers hergewandert ist, wird sich nicht wenig wundern, hier ein reinliches, fast städtisches Dorf zu finden. Allerdings steckt hier und da zwischen weißgetünchten Häusern eine graue Hütte, in deren Gemächern ein schlankgewachsener Mensch nicht aufrecht stehen kann und deren Deckenbalken dem Eintretenden drohen - aber das sind Ausnahmen. Dem Orte ist nämlich das größte Glück widerfahren, das einem Gebirgsdorfe begegnen kann: es ist abgebrannt. [...] Man vergleiche unser Grabenstätt am Chiem- oder Schlehdorf am Kochelsee mit dem, was sie vor ihrem Brand waren, und man wird nicht umhinkönnen, den Leuten zu der Umwandlung Glück zu wünschen."


Exkurs: Naturschönheiten um Grabenstätt[]

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Der Tüttensee bei Grabenstätt ist ein beliebter Badesee

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Schilfbestandener Kanal zwischen Grabenstätter Moos und Hirschauer Bucht

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Blick in die Hirschauer Bucht im Herbst

Zwei besondere Natursehenswürdigkeiten gibt es in Grabenstätt und Umgebung: Zum einen ist das der Tüttensee, zum anderen die Hirschauer Bucht.

Tüttensee[]

Der Tüttensee ist ein Moorsee nahe Marwang. Er ist 10 Hektar (das Landschaftsschutzgebiet um ihn herum umfasst eine Fläche von 68 ha) groß und wird als Toteisverlandung bezeichnet. Angeblich ist der Tüttensee der wärmste Moorsee in Oberbayern. Es gibt an seinem Ufer auch eine Badestelle. Die Tiefe des Sees beträgt etwa 15 Meter und er hat eine Temperatur von 22 °C im Durchschnitt. Am Strandbad gibt es eine Seewirtschaft mit überdachter Terrasse. Außerdem besteht ein kleiner Bootsverleih im Strandbad. Wegen des Landschaftsschutzes und der Seegröße ist Windsurfen und Motorbootfahren verboten. Im Schutzgebiet Tüttensee gibt es vor allem wertvolle Teichrosen, Schneidried und ein Erlenbruchwald. In den vergangenen Jahren wurde heftig darüber gestritten, ob der Tüttensee ein Kratersee eines möglichen Meteoriteneinschlages sein kann oder ob es aus der Eiszeit stammt. Vertreter der Chiemgau-Impact-These verweisen unter anderem auf ungewöhnliche geologische Funde in dem Gebiet.


Hirschauer Bucht und Grabenstätter Moos[]

Die Hirschauer Bucht und die Vogelfreistätte Grabenstätter Moos ist eine weitere Naturschönheit in der Umgebung von Grabenstätt. Die Hirschauer Bucht erreicht man am Besten auf einem kleinen Spaziergang von Grabenstätt zum Chiemseeufer. Mit dem Auto kann man zur Bucht über die Straße Grabenstätt - Chieming, Abzweigung Hirschauer Bucht gelangen. Von der Hirschauer Bucht hat man einen guten Blick auf das Achendelta im Westen. hier ist die Verlandungszone des Chiemsees. Das Wirtshaus an der Hirschauer Bucht ist bekannt für seine Fischspezialitäten. Das gesamte Naturschutzgebiet mit dem Achendelta ist insgesamt ca. 1250 Hektar groß. Die Hirschauer Bucht entstand in ihrer heutigen Form erst nach der Chiemseeabsenkung im Jahre 1904. Unter Schutz wurde das Gebiet das erste Mal 1940 gestellt. Im Jahre 1954 wurde das Grabenstätter Moos zur Vogelfreiflugstätte erklärt. Es ist mit seiner Artenvielfalt nahezu einmalig in Mitteleuropa. Bekannt sind vor allem die Iris Silbirica, die Sibirische Schwertlilie, und der Wachtelkönig. Auch ist das Naturschutzgebiet Rast-, Überwinterungs- und Brutplatz für unzählige Vögel, wie etwa den Fischadler, den Kormoran oder den Seeadler...


Kontakt[]

Verkehrsamt Grabenstätt

Schloss des Gastes

Schlosstraße 15

83355 Grabenstätt

Tel.: 08661-988731

gemeinde@grabenstaett.de


Interessante Links[]

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